Eine besorgniserregende Entwicklung: Immer häufiger werden intime Aufnahmen von Kindern und Jugendlichen als Druckmittel zur Erpressung eingesetzt. Dieses Phänomen, bekannt als Sextortion, betrifft mittlerweile nicht nur Erwachsene, sondern auch zunehmend jüngere Nutzerinnen und Nutzer des Internets. Laut dem aktuellen Cybersicherheitsmonitor 2024 waren im vergangenen Jahr rund vier Prozent der Opfer von Cyberkriminalität von Erpressungen mit Nacktbildern betroffen.
Täterinnen und Täter suchen sich gezielt ihre Opfer in sozialen Netzwerken, auf Dating-Plattformen oder in Online-Chats. Oft geben sie vor, dieselben Interessen zu teilen, um Vertrauen aufzubauen. Sobald der Kontakt gefestigt ist, verlagern sie das Gespräch auf private Messenger-Dienste, wo sie Schutzmaßnahmen der ursprünglichen Plattformen umgehen. Es folgt die Forderung nach intimen Bildern oder Videos – die Opfer werden dann mit der Drohung erpresst, diese Aufnahmen öffentlich zu machen, wenn sie nicht zahlen oder weitere Bilder schicken.
Besonders alarmierend: Immer häufiger sind auch Kinder und Jugendliche betroffen. Die Täter stammen oft aus dem direkten Umfeld der Opfer, etwa aus der Schule, manchmal sind es aber auch Fremde. “Hier sind Eltern und Schulen gefordert”, erklärt Martina Plackmann, Expertin für Prävention bei der Polizeilichen Kriminalprävention (ProPK). „Prävention beginnt mit der Aufklärung über die Gefahren im Internet.“ Ein großes Problem sei das Dunkelfeld: Viele Opfer schämen sich und erstatten keine Anzeige. „Unser dringender Rat ist, solche Vorfälle immer der Polizei zu melden“, so Plackmann weiter. „Nur so können weitere Fälle verhindert werden.“
Betroffene sollten auf keinen Fall auf die Forderungen der Täter eingehen. In den meisten Fällen hören die Erpressungen nicht auf, selbst wenn die Opfer zahlen oder weitere Bilder schicken. Stattdessen sollten sie sofort den Kontakt abbrechen und die betroffene Plattform informieren, um die Löschung der kompromittierenden Inhalte zu fordern.
Karin Wilhelm vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rät Eltern, ihre Kinder frühzeitig für den Umgang mit Fremden im Internet zu sensibilisieren. „Ein gesundes Misstrauen ist oft der beste Schutz. Erklären Sie, wie man Freundschaftsanfragen überprüfen kann, und legen Sie gemeinsam wichtige Regeln fest – wie etwa das Vermeiden der Preisgabe von persönlichen Daten oder das überlegte Teilen von Bildern.“
Umfangreiche Informationen und Ratschläge zu diesem Thema bieten sowohl das BSI als auch ProPK an. Neben allgemeinen Präventionstipps gibt es spezielle Hilfsangebote für minderjährige Opfer und ihre Eltern. Das BSI regt zudem an, das Gespräch zwischen Eltern und Kindern über die Gefahren im Netz zu suchen – ein entscheidender Schritt, um Kinder vor den Gefahren der Sextortion zu schützen.
www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/gefahren-im-internet/sextortion/
www.polizei-beratung.de/aktuelles/detailansicht/sextortion-erpressung-mit-nacktbildern/
www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Cyber-Sicherheitslage/Methoden-der-Cyber-Kriminalitaet/Spam-Phishing-Co/spam-phishing-co_node.html