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E-Scooter: Umweltfreundliche Alternative oder versteckte Umweltsünde?

E-Scooter prägen das Stadtbild moderner Metropolen. Sie gelten als innovative Mobilitätslösung, die verspricht, den urbanen Verkehr zu entlasten und dabei die Umwelt zu schonen. Doch so grün, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, sind die elektrischen Roller nicht. Die Produktion, Nutzung und Logistik der E-Scooter bergen erhebliche ökologische Herausforderungen. Ein genauer Blick auf ihre Umweltauswirkungen zeigt, dass sie keineswegs die umweltfreundliche Lösung sind, für die sie oft gehalten werden.

Die Mythen der „grünen“ Mobilität

E-Scooter werben mit dem Image eines klimafreundlichen Transportmittels. Sie stoßen während der Fahrt keine direkten Emissionen aus, verbrauchen wenig Platz auf der Straße und können bequem per Smartphone-App ausgeliehen werden. Viele sehen in ihnen eine Alternative zum Auto, insbesondere auf kurzen Strecken in überfüllten Innenstädten. Doch diese vermeintlichen Vorteile stehen in krassem Gegensatz zu den ökologischen Schäden, die durch die Produktion und den Betrieb der E-Scooter entstehen.

Die umweltschädliche Produktion

Ein erheblicher Teil der Umweltauswirkungen von E-Scootern liegt in ihrer Produktion, insbesondere in der Herstellung der Batterien. Diese bestehen aus Lithium-Ionen-Akkus, die aus seltenen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Nickel gefertigt werden. Der Abbau dieser Materialien ist hochgradig umweltschädlich und mit erheblichen Eingriffen in die Natur verbunden. In Regionen wie Südamerika, wo große Lithium-Vorkommen abgebaut werden, wird die ohnehin knappe Ressource Wasser massiv beansprucht. Der Abbau von Kobalt, vor allem in der Demokratischen Republik Kongo, führt zudem zu schwerwiegenden sozialen und ökologischen Problemen.

Die für die Herstellung der E-Scooter benötigte Energie wird oft in Ländern mit einem hohen Anteil an fossilen Brennstoffen erzeugt, was die CO₂-Bilanz weiter belastet. Studien haben gezeigt, dass der Energieaufwand und die Umweltverschmutzung durch die Rohstoffgewinnung und Produktion der Batterien die „grünen“ Vorteile der E-Scooter bei weitem übersteigen.

Eine kurze Lebensdauer mit großen Folgen

Einer der größten Kritikpunkte an E-Scootern ist ihre extrem kurze Lebensdauer. Viele der auf den Straßen angebotenen Roller halten oft nur wenige Monate, bevor sie aufgrund von Vandalismus, Verschleiß oder technischer Defekte ersetzt werden müssen. Untersuchungen zeigen, dass ein E-Scooter im Durchschnitt weniger als zwei Jahre im Einsatz ist, was in krassem Gegensatz zu den hohen Umweltkosten der Produktion steht. Nach dieser kurzen Nutzungszeit werden sie entweder aufwendig repariert oder, im schlimmsten Fall, entsorgt.

Die Entsorgung der Roller, insbesondere der Batterien, ist ein wachsendes Umweltproblem. Lithium-Ionen-Akkus sind schwer zu recyceln und können giftige Chemikalien freisetzen, wenn sie unsachgemäß entsorgt werden. Der Elektroschrott, der durch die hohe Fluktuation von E-Scootern entsteht, wächst stetig, während effektive Recyclingprogramme noch nicht in ausreichendem Maße existieren.

Verdrängung umweltfreundlicherer Alternativen

Ein weiteres oft übersehenes Problem ist die Tatsache, dass E-Scooter häufig Verkehrsmittel ersetzen, die tatsächlich umweltfreundlicher sind. Viele Nutzer greifen auf E-Scooter zurück, um Strecken zu bewältigen, die sie vorher zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt hätten. Laut Studien nutzen rund 60-70 % der E-Scooter-Fahrer die Roller auf Wegen, die zuvor entweder zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt wurden. Das bedeutet, dass die Scooter oft keinen Autoverkehr ersetzen, sondern eher die emissionsfreien Alternativen verdrängen.

Statt also zur Reduzierung von CO₂-Emissionen beizutragen, können E-Scooter durch diesen „Verdrängungseffekt“ in vielen Fällen sogar zu einer Erhöhung der Umweltbelastung führen.

Logistischer Aufwand und zusätzliche Emissionen

Die ökologische Belastung endet nicht bei der Produktion und Nutzung der E-Scooter. Auch der tägliche Betrieb der Sharing-Flotten ist problematisch. Die Roller müssen regelmäßig eingesammelt, gewartet und aufgeladen werden. Dies geschieht oft mit Fahrzeugen, die Benzin oder Diesel verbrennen und somit zusätzliche Emissionen verursachen. Der Energiebedarf für das Aufladen der Scooter ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen, vor allem dann nicht, wenn der Strom aus fossilen Brennstoffen stammt.

Viele Städte sind zudem überlastet von den großen Mengen an E-Scootern, die wahllos auf Gehwegen abgestellt oder in Flüsse geworfen werden. Diese „Verschmutzung“ des öffentlichen Raums führt zu zusätzlichem logistischem Aufwand und erhöht die Kosten und den Energieverbrauch für die Wiederherstellung eines ordentlichen Straßenbilds.

E-Scooter – ein zweischneidiges Schwert

E-Scooter mögen auf den ersten Blick wie eine innovative und umweltfreundliche Mobilitätslösung erscheinen, doch ihre ökologischen Auswirkungen sind weitreichender und negativer, als es den Anschein hat. Die umweltschädliche Produktion der Batterien, die kurze Lebensdauer der Roller, die Verdrängung tatsächlich umweltfreundlicher Alternativen und der hohe logistische Aufwand für den Betrieb der Sharing-Dienste machen deutlich, dass E-Scooter in ihrer aktuellen Form keine nachhaltige Lösung darstellen.

Um ihren ökologischen Fußabdruck zu verbessern, müssen deutliche Verbesserungen vorgenommen werden: Die Lebensdauer der Roller muss verlängert, die Batterietechnologie nachhaltiger gestaltet und die Logistik optimiert werden. Andernfalls bleibt der E-Scooter ein Umweltsünder in grünem Gewand – mit mehr Schein als Sein in der Debatte um nachhaltige Mobilität.

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